Wie der Pferdemagen wirklich funktioniert – und warum das wichtig ist
- hoffmdan0
- vor 5 Tagen
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Aktualisiert: vor 4 Tagen
Eine 3-teilige Serie über Magengesundheit, Fütterung und Wohlbefinden
Magenschmerzen beim Pferd sind keine Seltenheit – sie entstehen oft unbemerkt, werden als Verhaltensprobleme abgestempelt und meistens sind die Probleme ernster als man gedacht hat. Ob Gewichtsverlust, Unruhe beim Fressen oder Leistungsabfall – die Ursachen liegen häufig im Magen.
In Daniela's neuer 3-teiligen Serie erfährst du, wie der Pferdemagen wirklich funktioniert, warum er oft so empfindlich reagiert und was du tun kannst, um ihn zu unterstützen und schützen.
💡 Hast du gewusst, dass der Pferdemagen kaum größer ist als ein Fussball?
Der Pferdemagen ist erstaunlich klein – er fasst nur etwa 15 bis 20 Liter. Trotzdem entscheidet er über viel mehr, als man denkt: über Wohlbefinden, Futterverwertung, Leistungsfähigkeit – und oft auch über das Gewicht.
Er ist darauf ausgelegt, ständig kleine Mengen Raufutter aufzunehmen.
Wenn dieses Gleichgewicht gestört wird, gerät schnell die ganze Verdauung aus dem Takt.
🌿 Futter ist nicht gleich Futter
Heu ist nicht einfach Futter, sondern die Basis des gesamten Verdauungssystems. Jedes Pferd braucht 1,5 bis 2 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht (mitunter auch mehr), um seinen Grundbedarf zu decken – also all das, was Verdauung, Stoffwechsel und Wohlbefinden stabil hält.
Das Heu sollte strukturreich, sauber und aromatisch sein. Stroh kann helfen, die Fresszeit zu
verlängern, ersetzt Heu aber nie.
Mit bis zu einem Drittel der Heuration (max. 3 kg) ist Stroh eine sinnvolle, tägliche Ergänzung.
Für Freizeitpferde genügt diese Kombination meist, wenn das Mineralfutter sorgfältig abgestimmt ist.
Erst wenn ein Pferd regelmäßig gearbeitet wird oder körperlich stark beansprucht ist, steigt der Energiebedarf. Dann lohnt sich ein genauer Blick: Welche zusätzlichen Futtermittel sind wirklich sinnvoll – und welche belasten eher den Magen?
🕰 Warum Dauerfressen überlebenswichtig ist
Die Verdauung des Pferdes ist ein langsamer, kontinuierlicher Prozess. Vom Maul bis zum Ende des Darms dauert es 30 bis 50 Stunden, bis ein Bissen vollständig verdaut ist.
Der Weg beginnt im Schlund, wo das Futter in wenigen Sekunden den Magen erreicht. Dort
verweilt es etwa eineinhalb Stunden, bevor es in den Dünndarm weiterwandert – eine Strecke von bis zu 24 Metern, die in rund zwei Stunden durchlaufen wird.
Der eigentliche Schwerpunkt liegt danach im Blind- und Dickdarm: Hier wird das Futter von
Mikroorganismen aufgeschlossen, die Energie aus den Fasern gewinnen. Insgesamt verbringt die Nahrung dort über 30 Stunden – also rund 85 % der gesamten Verdauungszeit. Das zeigt, wie wichtig kontinuierliches Fressen ist.
Lange Futterpausen widersprechen der natürlichen Funktionsweise des Verdauungssystems.
📍Was im Magen passiert
Im Magen wird das Futter verflüssigt, mikrobiell umgesetzt und durch Salzsäure aufgeschlossen, damit die Nährstoffe im Darm verwertet werden können.
Der pH-Wert ist dabei nicht überall gleich:
Am Mageneingang kann er durchaus über 5 liegen, am Magenausgang unter 3. Diese Unterschiede sind normal und notwendig. Problematisch wird es, wenn Magensäure durch Stress, Futterpausen oder zu hastiges Fressen mit ungeschützten Schleimhautbereichen in Kontakt kommt. Dann entstehen Reizungen – der erste Schritt in Richtung Magenschmerz.
⚠️ Was den Magen aus dem Gleichgewicht bringt
Der Pferdemagen reagiert sehr sensibel auf Veränderungen. Besonders belastend sind:
• 🍽 Hastiges Fressen nach längeren Pausen – es entsteht zu wenig Speichel, die
Magensäure bleibt ungebremst aktiv.
• 🏇 Belastung direkt nach dem Fressen – ob körperlich oder psychisch, sie hemmt
die Magensaftproduktion.
• 🥣 Zu große Futtermengen auf einmal – sie führen zu Gärungen und Druck.
• 🍞 Verkleisternde Futtermittel wie Brot oder Maisflocken – sie erschweren die
Passage und fördern Fehlgärungen.
Besonders Kraftfutter ist hier kritisch: Es wird schnell aufgenommen, bleibt aber lange im Magen. Das kann zu Gärungen führen, die schmerzhaft sind und im Extremfall sogar eine Magenüberladung verursachen.
Auch Brot ist ein Klassiker, den viele Pferdehalter noch regelmäßig geben. In kleinen Mengen ist das unproblematisch, doch größere Mengen enthalten Klebstoffe, die den Verdauungsfluss stören – das Resultat sind Gase, Druck und Unwohlsein.
😣 Wenn der Magen rebelliert
Frisst ein Pferd zu schnell oder kaut nicht ausreichend, produziert es zu wenig Speichel. Dieser Speichel ist jedoch wichtig, um die Magensäure abzufangen. Das Ungleichgewicht kann zu Fehlgärungen, Druck und Unruhe führen – oft zeigen sich diese Probleme schleichend: ein aufgeblähter Bauch, häufiges Gähnen, weniger Appetit oder
Leistungseinbussen.
Fehlt Raufutter, versuchen Pferde mit Zugang zu Stroh, dieses Defizit damit auszugleichen. Das ist kurzfristig nachvollziehbar, führt aber schnell zu einem sogenannten Strohbauch: Der Darm füllt sich mit unverdaulichen Fasern, die kaum Wasser aufnehmen. Das Ergebnis sind Verstopfungen und Nährstoffmängel.
💡 Fazit
Der Pferdemagen ist klein, aber entscheidend. Er braucht kontinuierliche Futteraufnahme, strukturreiches Heu und Ruhe beim Fressen. Wer die natürliche Verdauungsweise respektiert, legt die beste Grundlage für ein stabiles Gewicht, gesunde Darmflora und ein ausgeglichenes Pferd.
In Teil 2 – Magengeschwüre verstehen: Ursachen, Typen und Folgen für das Gewicht geht es dann um:
Warum entstehen Magengeschwüre überhaupt – und weshalb verlieren betroffene Pferde oft an Gewicht? Wir beleuchten die unterschiedlichen Formen von Geschwüren, ihre typischen Auslöser und was im Körper passiert, wenn die Magenschleimhaut aus dem Gleichgewicht gerät.
👉 Demnächst hier im Blog
Und in Teil 3 – Von der Fütterung bis zur Haltung – so schützt du den empfindlichen Pferdemagen geht es schliesslich um
Welche Haltungs- und Fütterungsfaktoren stärken den Magen langfristig? Im letzten Teil erhältst du eine Checkliste mit 10 Punkten, die dir hilft, Fütterung, Haltung und Management magenschonend zu gestalten – alltagstauglich und praxisnah.
👉 Erscheinung demnächst – und wenn du nichts verpassen möchtest, dann abonniere unseren Newsletter.
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Wir freuen uns auf den nächsten Wiegetermin bei dir im Stall!
Dein Team von der Hippobalance




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